Das finden wir spitze!!! Pauls Bericht ist jetzt auch auf katholische Schulen.de zu lesen.

Einen schönen Einblick in den WPK Compassion an unserer Schule gibt der Erfahrungsbericht von Paul Schmidt aus der Klasse 10R1, den er uns freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Paul war beim Mittagstisch St. Michael eingesetzt. Vielen Dank an Paul! Lesen und staunen …

In dem WPK Compassion Kurs geht es darum, dass wir Schüler einen Einblick in soziale Berufsgruppen bekommen. Dabei wird vermittelt, wie wichtig solche Berufe sind und wie schön das Gefühl sein kann, Menschen zu helfen. Ein Schuljahr lang haben wir die Möglichkeit, in einer Kindertagesstätte, einem Altenheim oder beim Mittagstisch die Mitarbeiter dort zu unterstützen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Erwartungen…

Von meinem WPK Kurs im Mittagstisch St. Michael erwarte ich, dass ich Einblicke in das neue Berufsfeld bekomme und gleich vielleicht daraus schließen kann, ob ich später in einem sozialen Beruf tätig werden möchte. Ich bin sehr von der Idee angetan, Menschen zu helfen, denen es schlechter geht. Ich bewundere immer Personen, die ich zum Beispiel auf der Straße sehe, die anderen Menschen helfen. Zum Beispiel, wenn jemand hingefallen ist, dass man dieser Person direkt aufhilft. Ich probiere persönlich so oft wie möglich, so eine Person zu sein, deswegen freue ich mich schon auf den Einblick beim Mittagstisch.

Ich erwarte, viel Neues zu lernen und vielleicht auch ein paar Gespräche mit den Obdachlosen führen zu können und schon ein paar Einblicke in den Bereich zu bekommen. Ich würde mich auch freuen, wenn die für mich zuständigen ehrenamtlichen Mitarbeiter mir jeden Tag andere Aufgaben geben, um ein bisschen Abwechslung in die ganze Angelegenheit zu bringen. Allerdings reizt es mich am meisten zu sehen, welche „Art von Mensch“ dort isst. Ich denke nämlich nicht, dass dort einfach nur Obdachlose essen. Ich denke, dass dort auch einfach Personen essen, die in dem Moment vielleicht viel durchmachen und gerade eine schlechte Zeit durchstehen müssen. Ich persönlich helfe gerne Menschen und bin sehr angetan von diesem WPK-Kurs. Ich denke, dass ich dort viele neue Erfahrungen sammeln werde, die mir in meinem Leben und meiner beruflichen Entscheidung weiter helfen werden.

Insgesamt freue ich mich sehr auf die Mitarbeit jeden Mittwoch im Mittagstisch St. Michael und hoffentlich werden meine Wünsche und Erwartungen im gutem Sinne erfüllt, damit ich mit einer positiven Erfahrung aus dem WPK- Kurs gehen kann.

Vorentscheidungen…

Nachdem ich erfahren hatte, dass ich dem WPK-Kurs Compassion zugeteilt wurde, habe ich direkt darüber nachgedacht, wohin ich denn gerne gehen würde. Ich habe erst überlegt, in einen Kindergarten zu gehen, da der Beruf des Erziehers im Moment einer der Berufe ist, in dem ich mir vorstellen kann, später zu arbeiten.

Da ich allerdings schon mein Praktikum dort verbracht hatte, dachte ich mir, dass dies die perfekte Möglichkeit wäre, in einen anderen Beruf hineinzuschauen.

Dazu kommt auch noch der Aspekt, dass ich es einfach wundervoll finde, wenn Menschen anderen Menschen helfen und ich selber probiere auch immer, die Art von Mensch zu sein, die andere nicht einfach ignoriert, wenn sie Hilfe brauchen. Ich möchte die Person sein, die anderen, egal in was für einer Situation sie gerade stecken, hilft.

Ein anderer ausschlaggebender Punkt ist, dass ich in den Sommerferien schon einmal freiwillig dort geholfen habe, da mich dieses Berufsfeld sehr reizt und ich es extrem interessant finde. Außerdem möchte ich einfach noch einen tieferen Einblick in den Bereich bekommen und weiere Erfahrungen sammeln.

Vor allem hat man nicht jeden Tag die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit Obdachlosen zu kommen und sich mit ihnen zu unterhalten.

Die Einrichtung…

Die Einrichtung, in die ich im WPK-Kurs Compassion eingeteilt wurde, nennt sich Mittagstisch. Der Mittagstisch gehört der katholischen Gemeinde St. Michael in Göttingen an. Dort wird täglich Essen an Obdachlose ausgeteilt. Im Gegenzug müssen sie eine kleine Geldsumme von 25 Cent bezahlen, was aber eher als Geste anstatt einem richtigen Entgeld dient. Es ist nicht umsonst.

Von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr werden jeden Tag in der Turmstraße 5 in den Räumen der Diözese warme wie auch kalte Mahlzeiten ausgeteilt. Dort kann man neben den zwei Essensräumen für Raucher wie auch für Nichtraucher eine große Küche, wo oft auch selbst gekocht wird, vorfinden. Dazu gibt es auch noch zwei riesige Lagerräume, in denen Lebensmittel wie auch Gefäße und Hilfsgegenstände zu finden sind. Dazu gibt es auch noch einen Keller, in dem regelmäßig Flohmärkte stattfinden, an denen wir allerdings nicht beteiligt sind.

Die Bedürftigen können sich selbst aussuchen, ob sie etwas essen möchten oder ob sie einfach nur an kalten Tagen einen Platz finden, wo sie sich ein bisschen aufwärmen können. Die Menschen, die dort essen, bezahlen für ein volles Essen „nur“ 25 Cent. Dies dient aber nicht als richtige Einnahmequelle sondern eher als symbolische Geste. Viele Gäste bezahlen auch schon für einen ganzen Monat voraus, was bedeutet, dass sie einmal im Monat schonmal 10 Euro bezahlen und somit für den ganzen Monat lang essen bekommen. Die Gäste haben dabei viele Möglichkeiten, sich selbst auszusuchen, was sie essen möchten. Der Mittagstisch bietet immer eine warme Mahlzeit wie Suppe oder Auflauf, die entweder selbstgekocht ist oder von anderen Konzernen wie Krankenhäusern, der Tafel, Supermärkten, Bäckern etc. gespendet wird. Dazu bekommen sie, wenn sie denn möchten, auch Wurst und Käse. Außerdem können sich die Gäste mit der bereitgestellten Marmelade oder Schmalz selbst ihr Brot schmieren. Bereitgestellt wird dazu auch noch Kaffee, Tee und Saft. Oft kommt es auch darauf an, was gespendet wurde. Es wird alles gespendete Essen herausgegeben. Oft gibt es diverse Gebäcksorten, wie zum Beispiel Brezeln oder Laugenstangen. Die Einrichtung bietet für knapp 80 Leute einen Platz.

Gegründet wurde der Mittagstisch im September 1990 von dem Pfarrer Heribert Graab. Heutzutage ist nur noch die Leiterin Anna Werner-Parker dort festangestellt. Sie ist immer am Lächeln und hat ein sehr großes Herz. Sie kümmert sich dort um alle und zeigt Neulingen wie mir, was sie zu tun haben. Oftmals erzählt sie auch Geschichten aus ihrem eigenen Leben, die einen oft sehr fesseln und über die man oft auch mehrere Tage lang nachdenken kann. Jedenfalls ist es wunderbar zu sehen, wie ein Mensch, der eigentlich sehr viel Stress hat, trotzdem immer noch so gelassen und cool wirkt und nie irgendwie böse oder jähzornig rüberkommt. Dies bewundere ich sehr und probiere, es für mich selbst auch umzusetzen.

In der Einrichtung arbeiten insgesamt rund 40 Ehrenamtliche, wobei jeder Typ von Mensch vertreten ist. Jugendliche, Erwachsene, behinderte Menschen und Rentner, einfach jeder kann dort, wenn er möchte, ehrenamtliche Arbeit ausüben.

Ich helfe dort jeden Mittwoch zusammen mit Paloma Penelope Löning Caballero (Mitschülerin), Rebecca W. (Praktikantin) Anna (Leiterin) und der ehrenamtlichen Martina von 11:15 Uhr bis 14:00 Uhr. Oft helfen auch noch Bedürftige mit, zum Beispiel kommt zum Schluss meistens auch noch Andreas, der dort selbst isst, dazu und hilft uns.

Beim Mittagstisch arbeiten Schüler, Lehrer, Professoren und Journalisten, dazu kommen auch noch ein paar Rentner und zum Teil auch Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten. Am Anfang wird ausgemacht, wer in welchem Bereich zu arbeiten hat. Man kann sich aussuchen, ob man Essen austeilt oder ob man das Geschirr abwäscht. Meistens helfen wir uns aber gegenseitig. Im Prinzip machen wir alles zusammen. Stellen die Stühle runter oder verteilen Früchte, Gemüse und Brot.

Ich verstehe mich mit meinen Kollegen sehr gut. Es ist eine wunderbare Arbeitsatmosphäre. Wenn Gäste da sind, sind wir ernst und bemühen uns, uns normal und fokussiert zu artikulieren. Allerdings kommt es oft zu Späßen in den Pausen, in denen wir gerne lachen, aber uns auch ernsten Themen widmen. Wir helfen uns gegenseitig wunderbar und sind ein sehr gut eingespieltes Team. Es ist immer wieder schön und ein Erlebnis, dort jeden Mittwoch anzutreten.

Ein Tagesablauf…

Ein typischer Tagesablauf beginnt gegen 11:15 Uhr. Paloma und ich sind meistens die letzten, die dazustoßen. Zuerst stellen wir die Stühle runter und bringen sie an die Tische, damit die Gäste sie nicht selbst runterstellen müssen, da manche Probleme mit dem Kreuz oder anderem haben. Dann stellen wir meistens Schmand, Marmelade, Brötchen, Kakao und Tee bereit. In der Zeit schneidet eine andere Person das Brot und legt es dann zu den Brötchen. Ab 12:00 Uhr wird die Tür aufgeschlossen und die Gäste kommen hinein. Sie wollen nun eine warme Mahlzeit haben, diese geben wir ihnen natürlich auch. Einer teilt die Suppe aus, jemand anderes belegt den Wurst- und Käseteller. Ab 13:00 Uhr werden dann Früchte wie auch Schokolade oder andere Süßigkeiten herbeigestellt. Ab 13:30 Uhr müssen die Gäste die Räume verlassen. Nun werden nur noch die restlichen Teller u.a. abgewaschen und wir können letztendlich nach Hause gehen.

Das Verhältnis zu den Gästen ist wunderbar, es gibt selten Probleme oder ähnliches. Mit vielen kann man sich auch einfach wunderbar unterhalten, da sie auch schon sehr viel im Leben durchgemacht haben und dadurch auch viel Lebenserfahrung mit sich bringen. Einige kennen auch viele Personen von der ganzen Welt! Es wurde mir sogar schon mit einer Krankheit geholfen.

Der Mittagstisch hilft an Motivation und Kraft!

Meiner Meinung nach sind die Menschen, die zum Mittagstisch kommen, das Besondere!

Sie haben so viel zu erzählen und wenn man ihnen erstmal die Gelegenheit dazu gibt, kann es echt aufregend und interessant sein.

Wie mir ein ehemaliger Obdachloser berichtet:

Er war obdachlos, drogenabhängig und wusste nicht mehr mit seinem Leben weiter.

Durch den Mittagstisch hatte er immer eine Gelegenheit, mit anderen in Kontakt zu kommen und zu sehen, dass es anderen noch schlechter geht. Aber das Wichtigste ist, er hat genauso gesehen, dass andere wieder auf den richtigen Weg gefunden haben. Diese Menschen hat er als Vorbild genommen, aber er wusste nie, wie man sich bewirbt oder gar einen Job findet. Durch die Gespräche mit den Ehrenamtlichen wurde ihm Kraft und Motivation gegeben, dazu hat er aber herausgefunden, wie ihm geholfen werden kann. Er hat die Drogen beiseitegelegt, sich aufgerappelt und einen neuen Job als Kassierer bekommen. Nun hat er sogar eine eigene Wohnung! Ich finde so etwas ist einfach herzergreifend. Zu sehen, wie ein Mensch nur durch Motivation und kleine Hilfen so aufblühen kann. Und so etwas kann auch im Kleinen im Leben vorkommen. Man sollte sich ihn als Vorbild nehmen!

Schlussbetrachtungen…

Das Compassion-Projekt ist für mich sehr positiv verlaufen, ich habe viel gelernt und Spaß gehabt. Es bereitet mir Freude, dort mitzuhelfen und ich werde es nach der Schulzeit wahrscheinlich noch ein paar Mal machen.

Meine Erwartungen wurden in den meisten Fällen erfüllt. Wie ich mir schon gedacht hatte, gehen nicht nur Obdachlose zum Mittagstisch, es gehen genauso Menschen dorthin, die einfach nur eine schwere Zeit durchmachen. Wie zu erwarten, ist es ein wunderbarer Ort, wo Leute, die gerade einiges durchmachen, eine warme Speise und eine Gelegenheit bekommen, sich zu unterhalten. Allerdings haben wir oft das gleiche gemacht, aber im Endeffekt hat es mich nicht gestört.

Es bleiben so viele Augenblicke im Kopf, positive wie auch ein paar negative. Ich glaube, es ist eine Erfahrung, die ich nie in meinem Leben vergessen werde. Ich glaube, dass dieses Projekt einem auch einfach im Leben weiterhilft und dass man bemerkt, wie gut man es eigentlich hat und das schätzen sollte, was man alles hat. Ich glaube, der Moment, den ich am wenigsten vergessen werde, ist, wo ein kleiner, sehr arm aussehender Mann 5 Euro Trinkgeld gegeben hat. Ich meine, er hat fast gar kein Geld und spendet dem Stift einfach 5 Euro. Dieser Mann ist ein wahrer Held. Ich finde, wir sollten uns alle mal selbst an die Nase fassen und gucken, wer uns etwas bedeutet, wem können wir etwas geben, etwas zeigen, dass er bemerkt, dass er einem gut tut.

Dieser WPK- Kurs ist eine der besten Sachen, die ich in meiner Schulzeit gemacht habe.

Man lernt sehr viel über Personen und auch über sich selbst. Klar am Anfang ist man erstens abgeschreckt von den ganzen Drogen etc. Aber ich finde, dass dieser WPK-Kurs ewig weitergeführt werden sollte, da Jugendliche auch erfahren sollten, wie schön es ist, anderen Leuten zu helfen. Ich finde, es ist eine super Gelegenheit, Jugendlichen ein gutes Gefühl zu vermitteln.